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Groschlagweg

Dieser Bericht erschien am 6. Dezember 2021 im "Dieburger Anzeiger".

GroschlagWappem Groschlag

Der Heimatverein führt die kleine Reihe von Artikeln über besondere Persönlichkeiten, nach deren Namen einige Dieburger Straßen benannt sind, dem Alphabet folgend weiter. 
Die Familie Groschlag verließ 1699 das Stadthaus am Markt und bezog das vor den Toren der Stadt an der Mühle Stockau errichtete Schloss. Dort ließ Johann Philipp Ernst von Groschlag zunächst den barocken Teil der repräsentativen Parkanlage (Schlossgarten) anlegen.
Die hufeisenförmige Anlage des Schlosses zog sich parallel zur Gersprenz hin. Den Mitteltrakt überragte ein Volutengiebel mit Wappenkartusche und Uhrtürmchen. Im Vordergrund waren Stallungen und Wirtschaftsgebäude. 
Nach dem Tode Johann Philipp Ernst von Groschlag erbte Sohn Philipp Karl Anton von Groschlag die Güter. Nach dessen Tod gingen die Besitztümer an Karl Friedrich Willibald Freiherr von Groschlag zu Dieburg über. 

Dieser war von 1758 bis 1761 Kurmainzer Gesandter am Hof des französischen Königs zu Versailles. Mit dem Regierungsantritt des Kurfürsten Emmerich Joseph gelangte er zu fast unumschränktem Einfluss im Mainzer Kurstaat. Er wurde Geheimer Staats- und Konferenzminister, Wirklicher Geheimer Rat, schließlich sogar Großhofmeister und damit Vertreter und, wie es scheint, sogar Bevormunder des Kurfürsten. Bei der Körnung Josephs II. zum Römischen König im Jahre 1764 war er Wahlbotschafter. 1772 nennt er sich Herr zu Messel, Eppertshausen, Hergershausen, Sickenhofen und Raibach. Außerdem war er Minister des Kommerz- und Schifffahrtswesens. Von 1765 an leitete er die Höchster Porzellanmanufaktur als Vorsitzender der Aktiengesellschaft. Er war Träger des Stephansordens sowie des St. Josephsordens.
Aufgrund seiner beruflichen Karriere waren im Schloss Stockau viele Adlige, Politiker und Würdeträger zu Gast. Nach seinem Tod im Jahr 1799 wurde Schloss Stockau seiner Tochter Maria Anna von Lerchenfeld zugesprochen. Im Jahre 1840 verkaufte sie alle Güter an Freifrau Charlotte von Gemmingen. Diese ließ etwa 100 m unterhalb des Schlosses eine neue Mühle errichten, die noch heute erhalten ist.
1853 erwarb Oberst von Brüsselle den gesamten Besitz, der ihn 1863 an die Stadt Dieburg weiterveräußerte. Inzwischen waren schon viele Teile des Schlosses abgetragen und die Steine wurden als Baumaterial an Dieburgs Bürger verkauft. Dies war der Untergang eines einst blühenden Barocks. Nur der Name ist geblieben.

Quellen: 
Dieburg eine Chronik, 
Jahrbuch 2000 des HVD, Hans Dörr,
Ein Parkvorbild der Goethezeit, Dr. Karl Diel