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Gundermannsgasse

Dieser Bericht erschien am 11. Januar 2022 im "Dieburger Anzeiger".

Die Gundermannsgasse ist in der Altstadt von Dieburg zu finden und verläuft von der Zuckerstraße (Fußgängerzone) in Richtung Zentturmstraße.
Johannes Gundermann war in der Zeit von 1536 bis 1554 Pfarrer in Dieburg. Von ihm ist leider fast nichts überliefert worden. Er soll dennoch nicht unerwähnt bleiben, da er offenbar in der damaligen Zeit eine Rolle in Dieburg gespielt hat, in Dieburg gelebt hat und sich als Pfarrer in der Gemeinde eingebracht hat. Im katholischen Kirchenkalender (Nachdruck 1988, S. 24) hat Pfarrer Ebersmann festgehalten, dass Gundermann (dort wird er Guntermann geschrieben) noch ganz in der spätmittelalterlichen Welt mit ihrer Fülle von Gottesdiensten und Prozessionen lebte. 

1528 bis 1536 ist er zunächst Pfarrer von Sickenhofen, einem Gräflich-Hanauischen Lehen der Groschlags von Dieburg. Gleich seinem adligen Landsmann Johann Ulner ist er bekannt durch eine Reihe großherziger Stiftungen. So besserte er die alten Stiftungen für die Marienfeste im Halbstift Dieburg bzw. in der heutigen Gnadenkapelle und ehemaligen Pfarrkirche in Dieburg so auf, dass an allen Marientagen den Stiftsherren ein Pfund Heller für den gemeinsamen Chorgesang gereicht werden konnte. Auch sorgte er dafür, dass auch nach 1554 in der ganzen Oktav* von Mariä Geburt die Chorgesänge der Geistlichen aufgeführt werden konnten. Von seinen Almosenstiftungen, welche unter Verwaltung der Stadt standen, ist zu bemerken, dass er den Ertrag von 20 Gulden auch für diejenigen angesetzt hat, die mit der Austeilung der Almosen zu tun hatten: Die Stadtrentmeister, der Stadtoberknecht und der Stadtschreiber erhielten nämlich je ein Ort oder ein Viertel Gulden, wie es die Stadtrechnungen nach 1603 noch ausweisen. Nach alledem war Johannes Gundermann kein wackliger Kandidat, sondern ein Pfarrer von echtem Schrot und Korn, dessen Andenken mit Recht bis heute hochgehalten wird. 1556 starb Pfarrer Johannes Gundermann. 

Quelle: Franz Weißbäcker: Lexikon Wissenswertes von Dieburg, 2. Ausgabe,
Pfarrer Ebersmann: Katholischer Kirchenkalender, Nachdruck 1988, S. 23 f.
Private Aufzeichnung von Wolfgang Gondolf, Dieburg

*Oktav (von lateinisch octavus ‚der achte‘) bezeichnet in der katholischen Liturgie zum einen den achten Tag (Oktavtag) nach einem Hochfest im Kirchenjahr, der als dessen Nachklang und Abschluss begangen wird, wie auch die acht Tage (Oktav) vom Fest bis zu seinem Oktavtag. Dabei wird nach der historischen Inklusivzählung gezählt, die den Oktavtag als achten Tag miteinschließt; der Oktavtag fällt somit auf den gleichen Wochentag wie das Hochfest. (Wikipedia)