Konrad-Adenauer-Straße
Dieser Bericht erschien am 15. Februar 2022 im "Dieburger Anzeiger".
Dass Herkunft und Erziehung den rheinischen Katholiken Adenauer in das Zentrum führten, die Partei des politischen Katholizismus, war selbstverständlich. Durch die Heirat mit Emma Weber kam er in Verbindung mit dem gesellschaftlich und politisch tonangebenden rheinischen Bürgertum. 1906 bewarb er sich erfolgreich um die Stelle eines hauptamtlichen Beigeordneten der Stadt. Die Wahl zum Ersten Beigeordneten machte ihn drei Jahre später zum Stellvertreter des Oberbürgermeisters Max Wallraf. Mit Geschick und Einfallsreichtum bewährte sich Adenauer in diesem Amt vor allem während des Ersten Weltkrieges als Organisator der Nahrungsmittelversorgung Kölns. Als 1917 das Kölner Oberbürgermeisteramt frei wurde, fiel die einstimmige Wahl der Stadtverordneten auf Adenauer als Nachfolger Wallrafs. In der Weimarer Republik gehörte Adenauer zu den stärksten politischen Persönlichkeiten Deutschlands. Als die Nazis 1933 an die Regierung kamen, wurde er unverzüglich seines Postens als Oberbürgermeister Kölns enthoben und aus seiner Heimatstadt verbannt.
Konrad Adenauer wurde am 5. Januar 1876 in Köln geboren. Mit drei Geschwistern wuchs er in bescheidenen Verhältnissen auf. Nach dem Abitur 1894 begann er eine Banklehre, die er abbrach, als ihm ein Kölner Bürgerstipendium ermöglichte, an der Universität Freiburg das Jurastudium aufzunehmen. Nach seiner Assessorenzeit trat er 1903 in das Anwaltsbüro des Kölner Justizrats Hermann Kausen ein, der Vorsitzender der Zentrumsfraktion in der Stadtverordnetenversammlung war.
Der entscheidende Schritt auf seinem Weg zur Spitze des entstehenden westdeutschen Staatswesens war seine Wahl zum Präsidenten des Parlamentarischen Rates, der 1948 auf Anweisung der drei Westalliierten geschaffen wurde, um das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland auszuarbeiten. In dieser Stellung wurde er zum „Sprecher der werdenden Bundesrepublik“ und gewann so in der Öffentlichkeit Ansehen.
Vom ersten Deutschen Bundestag wurde der 73-Jährige 1949 zum Bundeskanzler gewählt. Er enthielt sich bei der Wahl nicht der Stimme. „Wenn ich mich nicht selbst wähle, traue ich es mir auch nicht zu. Wer sonst sollte mich sonst wählen?“ Er blieb es 14 Jahre. Die von ihm geführten Regierungen legten den Grund für den erfolgreichen Aufbau der neuen Demokratie.
Ein historischer Schritt gelang mit der politischen Verklammerung Deutschlands und Frankreichs, die auf der Freundschaft Adenauers mit de Gaulle aufbaute. Die Deutschlandpolitik erreichte unterdessen einen Tiefpunkt. 1961 trat er zur Mitte der Legislaturperiode vereinbarungsgemäß zurück.
Am 19. April 1967 starb er im Alter von 91 Jahren.
Quelle: konrad-adenauer.de/biographie