Liebigstraße
Dieser Bericht erschien am 22. März 2022 im "Dieburger Anzeiger".
Justus Liebig, ab 1845 Justus von Liebig, wurde am 12. Mai 1803 in Darmstadt geboren. In der Werkstatt seines Vaters, eines Drogisten und Farbenhändlers, experimentierte er schon früh mit Chemikalien. Er besuchte das Ludwig-Georgs-Gymnasium, verließ es aber schon in der Sekunda (Klasse 9). Einer seiner Lehrer meinte: „Du bist ein Schafskopf! Bei dir reicht es nicht mal zum Apothekenlehrling.“ Trotzdem begann Liebig eine Apothekerlehre in Heppenheim, musste sie aber vorzeitig abbrechen, weil er bei seinen Versuchen den Dachstuhl der Apotheke in Brand gesetzt hatte.
Er begann mit dem Chemiestudium in Bonn und ging mit seinem Lehrer an die Universität Erlangen. Wegen der Teilnahme an Demonstrationen gegen die Obrigkeit wurde er von der Polizei gesucht und musste nach Darmstadt fliehen. Trotzdem gewährte Großherzog Ludwig I. ein Stipendium für ein zweijähriges Studium an der Pariser Sorbonne, die damals das führende Zentrum der Chemie war. Auf eine Empfehlung Alexander von Humboldts wurde Liebig mit 21 Jahren am 26. Mai 1824 Professor für Chemie an der Universität Gießen.
Seine praxisbezogene Lehrmethode sowie seine Entdeckungen und Veröffentlichungen machten ihn bald so bekannt, dass auch zahlreiche Ausländer, darunter 18 Amerikaner, seine Vorlesungen besuchten. 1845 wurde er vom Großherzog Ludwig II. für seine Verdienste mit dem Titel Freiherr geadelt.
Die Liebigstraße ist eine Seitenstraße des Nordrings.
König Maximilian II. von Bayern bot ihm in München den Bau eines neuen Chemischen Instituts mit daneben liegendem Wohnhaus an und sicherte ihm weitgehende Freiheit in Lehre und Forschung zu. Ab 1852 lehrte Liebig in München.
Liebigs wissenschaftliches Werk ist riesig. Er verbesserte die Analysetechniken für die chemische Zusammensetzung von Stoffen, auch solchen von Pflanzen und Tieren, und begründete damit auch die organische Chemie. 1831 entdeckte er gleichzeitig mit anderen Forschern das Chloroform. Das von ihm und zwei seiner Schüler entwickelte Superphosphat verbesserte die Ernte und damit die Nahrungsmittel-Versorgung ganz erheblich und ist auch heute noch der weltweit wichtigste Dünger. Die Cholera-Erkrankung der Tochter eines Freundes brachte ihn auf die Idee, ein „Fleischinfusum“ zu erzeugen, aus dem später „Liebigs Fleischextrakt“ wurde. Der Name Liebig und seine Erfindung wurden weltweit durch die internationale 1865 in London gegründete Liebig’s Extract of Meat Company mit Hauptbetriebsstätte in Fray Bentos (Uruguay) bekannt. Dort wurde der Extrakt in großen Mengen erzeugt und weltweit verkauft. Die Gesellschaft wurde in den 1970er Jahren von Unilever übernommen. Liebigs Fleischextrakt war der Vorläufer der Würzen von Maggi und Knorr.
Liebig schuf eine „Suppe für Säuglinge“, die Vorläufer der Babynahrung wurde.
Zusammen mit seinem amerikanischen Schüler Horsford entwickelte Liebig das Backpulver, mit dem Horsford in Amerika großen finanziellen Erfolg hatte. Der Erfolg in Deutschland trat erst ein, als Oetker das Backpulver 1892 portionsgerecht in Tütchen verpackte und es den Hausfrauen zum Kuchenbacken empfahl.
Justus Liebig starb hochgeehrt am 18. April 1873 in München.
Literatur:
de.wikipedia.org/wiki/Justus_von_Liebig
www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/geschichte/artikel/justus-freiherr-von-liebig