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Wilhelm-Leuschner-Straße

Dieser Bericht erschien am 15. März 2022 im "Dieburger Anzeiger".


Karl Friedrich Wilhelm Leuschner

Am 15. Juni 1890 wird Karl Friedrich Wilhelm Leuschner als Sohn des Töpfers Wilhelm Leuschner und der Weißnäherin Marie Dehler in Bayreuth geboren.
1904 beginnt Leuschner eine Lehre als Holzbildhauer in Bayreuth und tritt nach Ausbildungsabschluss in die Gewerkschaft der Holzbildhauer in Bayreuth ein. 
1909 wird Leuschner in Darmstadt ehrenamtlicher Bezirksleiter des Zentralvereins der deutschen Bildhauer. Im Sommer 1910 findet er als Holzbildhauer in der Königlichen Hofmöbelfabrik Glückert in Darmstadt Anstellung.
1913 wird er Stellvertretender Vorsitzender des Gewerkschaftskartells Darmstadt und tritt in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands ein.
1919 wird Leuschner Vorsitzender der Darmstädter Gewerkschaften. Für die SPD wird er in den Stadtmagistrat und in das Regionalparlament Starkenburg gewählt.
1924 zieht er für die SPD in den hessischen Landtag ein und wird als Schriftführer Mitglied des Landtagspräsidiums.
Von 1926 bis1928 arbeitet er als Bezirkssekretär für Waldeck, Hessen-Darmstadt, Hessen-Nassau, Rheinhessen und Saarland. Leuschner ist außerdem beratendes Mitglied im ADGB-Bundesvorstand in Berlin.

Im Februar 1928 wird Leuschner Hessischer Innenminister und setzt eine neue demokratische Kommunalverfassung durch. Im November 1931 veröffentlicht er die Boxheimer Dokumente, in denen der hessische Landtagsabgeordnete Werner Best, Mitglied der NDSAP, Pläne zur Errichtung einer nationalsozialistischen Herrschaft niedergelegt. Leuschner versucht, Hitler wegen Landesverrats vor das Reichsgericht zu bringen. Dieses Verfahren wir jedoch eingestellt. 1933 im Januar wird Leuschner Vorstandsmitglied des ADGB in Berlin und dessen Vertreter im Verwaltungsrat des Internationalen Arbeitsamtes.

Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme und Zerschlagung der Gewerkschaften wird er für vier Tage inhaftiert und misshandelt.

Nach seiner Freilassung zwingen ihn die Nationalsozialisten, zusammen mit Robert Ley die Sitzungen des Internationalen Arbeitsamtes in Genf zu besuchen. Als international bekannter Führer der inzwischen aufgelösten Freien Gewerkschaften soll er die Anerkennung der Deutschen Arbeitsfront als Gewerkschaft erreichen. Da er jedoch von der Unterdrückung der Arbeiterbewegung berichtet, wird er nach seiner Rückkehr verhaftet.
Er wird im Hessischen Landeszuchthaus Rockenberg und in den Konzentrationslagern Börgermoor und Lichtenburg gefangen gehalten.
Nach seiner Entlassung nimmt Leuschner Kontakt mit ehemaligen Gewerkschaftsführern auf, um den gemeinsamen Widerstand gegen Hitler zu organisieren. Er wird beauftragt, Verbindungen zu anderen Widerstandsgruppen aus bürgerlichen, kirchlichen, adeligen und militärischen Kreisen aufzubauen.
Nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 wird Leuschner in Berlin denunziert und verhaftet. Er wird verhört und gefoltert, ohne Mitverschwörer zu verraten und wird schließlich vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt.

Am 29. September wird Wilhelm Leuschner in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Wolfgang Hasibether, Stefan Kuhn
© Deutsches Historisches Museum, Berlin
3. September 2015
Text: CC BY NC SA 4.0
Für die Veröffentlichung im Dieburger Anzeiger gekürzt.