Samuel-Morse-Straße
Dieser Bericht erschien am 7. Juni 2022 im "Dieburger Anzeiger".
Angeblich wurde er auf der Rückreise von Europa in die USA Zeuge eines Gesprächs über Elektromagnetismus. Seine Folgerung daraus war, dass man Botschaften übermitteln könnte, wenn Elektrizität sichtbar gemacht werden könne. Mit dieser Überlegung begann er, an einem Telegrafen zu tüfteln. Morse holte sich praktische Hilfe bei Alfred Vail und theoretische Hilfe bei Professor Joseph Henry.
Seine erste Konstruktion baute er aus einer Staffelei, einer alten Uhr und einem elektromagnetisch betätigten Stift zusammen, der an einem Pendel hing. Ohne Strom zeichnete der Stift eine gerade Linie, wenn aber Strom floss, schlug das Pendel aus und der Stift zeichnete einen Zacken. Die Zacken standen für Zahlen und Morse entwickelte dafür ein umfangreiches Code-Lexikon. Bei einer Vorführung an der Universität von New York erzeugte Morse die Kombination „214-36-2-58-112-04-01837“. Mithilfe des Morse-Lexikons übersetzte der Empfänger „Gelungener Versuch mit Telegraf September 4.1837“. In der Folgezeit verbesserte Morse das Gerät und den Code weiter, wobei die Zeit drängte. Er war nicht der Einzige, der an Telegrafen arbeitete, denn in Deutschland führten Wilhelm Weber und Carl Friedrich Gauß ähnliche Versuche durch. Samuel Morse Samuel Finley Breese Morse wurde am 27. April 1791 in Charlestown, Massachusetts geboren und starb am 2. April 1872 in New York. Er absolvierte eine Lehre als Buchhändler, wandte sich dann aber der Malerei zu, wo er nach schwierigen Anfängen sehr erfolgreich wurde. Später wurde er Präsident der amerikanischen Design-Akademie, interessierte sich aber auch zunehmend für die Technik.
Zusammen mit Kollegen entwickelte er den Vorläufer des Morse-Codes, der anstatt komplizierter Zahlenfolgen nur noch Daten verschickte, die aus drei verschiedenen Signalen bestanden: kurz, lang und Pause. Die heutige Version stammt nicht von Samuel Morse, sondern von Friedrich Gerke aus dem Jahr 1848 und wurde 1865 international gültig.
Am 24. Mai 1844 konnte Morse auf einer 60 km langen Verbindung zwischen Washington und Baltimore, die der US-Kongress finanziert hatte, die Worte „What hath God wrought“ (Was hat Gott bewirkt?) erfolgreich übertragen. Eisenbahnlinien und Finanzinstitute hatten großes Interesse an dieser schnellen Nachrichtenverbindung und damit wurde das Morsen weltweit erfolgreich.
Die deutsche Marine benutzte als Notruf ab 1905 ein Morsezeichen, das kein Buchstabenkürzel war, sondern ein auffälliges Signal, das mit neun Elementen länger war als alle anderen Buchstaben: dit dit dit, dah dah dah, dit dit dit. Diese Zeichenfolge sollte dem Empfänger sofort auffallen. Man kann auch die Buchstaben S, O, S herauslesen. Die Abkürzung für „Save Our Souls“ war nicht gemeint und wurde erst später dazuerfunden. 1906 wurde der Code auf der Funkkonferenz in Berlin als internationaler Notruf festgelegt. Die erste Anwendung fand dieses Signal 1909, als der Passagierdampfer „RMS Slavonia“ vor den Azoren auf Grund gelaufen war. Alle Menschen an Bord konnten gerettet werden.