Skip to main content

Henri-Dunant-Straße

Dieser Bericht erschien am 20. Dezember 2021 im "Dieburger Anzeiger".


Henri Dunant

Die Henri-Dunant-Straße liegt im Osten der Stadt und verbindet die Aschaffenburger- mit der Odenwaldstraße. Dieser Bereich war in den 60-er Jahren noch Neubaugebiet, in das der Dieburger Kreisverband des Roten Kreuzes seine Geschäftsstelle baute. Daher benannte man die Straße nach dem Gründer des Roten Kreuzes: Henri Dunant.
Henri Dunant wurde 1828 in Genf geboren und absolvierte nach seinem College-Besuch eine Banklehre. Er engagierte sich bereits in jungen Jahren sehr stark im sozialen Bereich.
Am 24. Juni 1859 traten eine österreichische und eine französisch-sardinische Armee bei Solferino (Lombardei) zu einer Schlacht an, die nur fünfzehn Stunden dauern sollte, der aber - zu einem großen Teil aus Mangel an vorbereiteter Sanitätshilfe - mehr als 50.000 Menschen zum Opfer fielen.
Der damals einunddreißig Jahre alte Henri Dunant war als gewöhnlicher Tourist Zeuge der Tragödie von Solferino.
Tief ergriffen von den schrecklichen Szenen, vom Leiden und Sterben Tausender, leistete er Tag und Nacht Hilfe, unterstützt von opferwilligen Frauen und Männern aus den lombardischen Dörfern. Für ihn gab es keinen Unterschied der Nationalität; er selbst und seine Helfer waren von dem Gedanken beseelt: ,,Wir alle sind Brüder."
Drei Jahre später - im November 1862- veröffentlichte er seine Schrift „Eine Erinnerung an Solferino". Sie enthält eine von stärkster Teilnahme getragene Schilderung des Elends von Solferino und einen Aufruf an die Menschen aller Länder und Stände, zu einem guten Werk beizutragen, durch das die Leiden künftiger Kriege gemildert werden könnten.
1863 bildeten Dunant, der Jurist Moynier, der General Dufour sowie die Ärzte Dr. Appia und Dr. Maunour das „Komitee der Fünf, das später „Internationales Komitee vom Roten Kreuz (IKRK)“ genannt wurde.
1864 wurde ein erstes Ziel erreicht: 12 Staaten stimmten den Vorschlägen zur Linderung der Not der Verwundeten, Kranken und Sterbenden zu und unterzeichneten in Genf die sogenannte ,,Genfer Konvention".

In der Genfer Konvention wurden die von Dunant angeregten Schutzbestimmungen völkerrechtlich verankert. Die späteren Kriege zeigten aber, dass diese Bestimmungen nicht ausreichten. Deshalb folgten mehrere Ergänzungen.
Im Jahre 1949 wurden die Genfer Konventionen in ihrer heutigen Fassung geschaffen. Bisher haben 143 Staaten diese Abkommen unterzeichnet, auch die Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1954.
Henri Dunant hatte nie geheiratet. Nicht, weil er Frauen nicht geschätzt hätte. Im Gegenteil: Seine Person und seine Tätigkeit weckten beim weiblichen Geschlecht große Sympathien. Außergewöhnliche und auch gut situierte Frauen unterstützten begeistert seine Ideen und ihn.
Erwähnenswert ist vor allem die Pazifistin und Schriftstellerin Bertha von Suttner. Sie war es auch, die ihm erste finanzielle Hilfe übermittelte, als er sich endgültig im schweizerischen Heiden niederließ und ihre inzwischen internationale Friedensbewegung unterstützte.
Auch seinen Friedensnobelpreis verdankte er im weiteren Sinne Bertha von Suttner. Im August 1892 kam Bertha mit ihrem Mann zum vierten Weltfriedenskongress nach Genf. Hier traf sie überraschenderweise Alfred Nobel, den Erfinder des Dynamits. In intensiven Gesprächen konnte sie den reichen Junggesellen bewegen, neben den Preisen für Literatur, Physik, Chemie, Physiologie und Medizin, auch finanzielle Mittel für die „pazifistische Sache" zur Verfügung zu stellen und inspirierte ihn zur Stiftung eines Friedenspreises. Dunant erhielt 1901 als erster diese hohe Auszeichnung.
Seine letzten Lebensjahre verbrachte Dunant in einem kleinen Spital in Heiden. Er bewohnte dort ein spartanisch eingerichtetes Zimmer, das man noch heute besichtigen kann. Er wird als schwieriger Pensionär mit vielen Eigenheiten beschrieben. Niemand durfte sein Zimmer betreten außer seinem Arzt Dr. Altherr und die Diakonissin Sr. Elise Bollinger, die ihn 18 Jahre lang betreute. Als am 50. Jahrestag der Schlacht von Solferino (am 24. Juni 1909) eine offizielle Delegation aus Oberitalien zu ihm wollte, hielt er auch für diese Besucher seine Türe verschlossen.
Henri Dunant verstarb am 30. Oktober 1910 im Alter von 82 Jahren.

Quellen: Prof Dr. Hans Haug (Schweizerisches Rotes Kreuz): Vorwort zu „Eine Erinnerung an Solferino" Hans Amann, St. Gallen: „Frauengestalten um Henry Dunant"
Quellen:
 Franz Weißbäcker: Wissenswertes von Dieburg.